Trump kündigt massive Zölle an – Pharma-Aktien weltweit unter Druck

Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, ab dem 1. Oktober einen Strafzoll von 100 % auf Marken- und Patentarzneimittel zu erheben, hat weltweit an den Finanzmärkten für erhebliche Unruhe gesorgt. Die Maßnahme, die zu deutlichen Kursverlusten bei Pharmaunternehmen in Asien und Europa führte, soll für alle Importe gelten, es sei denn, die Hersteller haben bereits nachweislich mit dem Bau von Produktionsstätten in den USA begonnen.

Börsen in Asien reagieren nervös

Besonders betroffen von der Nachricht war der indische Pharmamarkt. Der Leitindex .NIPHARM fiel am Freitag um 2,6 %. Bis 9:30 Uhr morgens indischer Zeit verzeichneten alle 20 im Index gelisteten Unternehmen Verluste. Das Index-Schwergewicht Sun Pharmaceutical Industries musste einen Rückgang von 3,4 % hinnehmen. Auch in anderen Teilen Asiens und im pazifischen Raum gaben die Kurse nach. So schloss die japanische Sumitomo Pharma mit einem Minus von 3,5 %, während die Aktie des australischen Unternehmens CSL auf ein Sechsjahrestief stürzte.

Analysten: Auswirkungen auf Generika-Hersteller zunächst begrenzt

Trotz der heftigen Marktreaktionen gehen Analysten davon aus, dass die kurzfristigen Auswirkungen der Zölle begrenzt sein dürften, insbesondere für Länder wie Indien. Die USA beziehen zwar etwas mehr als ein Drittel der indischen Medikamentenexporte, die im Fiskaljahr 2025 auf rund 10,5 Milliarden US-Dollar stiegen, doch handelt es sich dabei überwiegend um Generika.

Pankaj Pandey, Analyst bei ICICI Securities, erklärte in einer Mitteilung, dass Indien hauptsächlich Generika in die USA exportiere, die nicht von den Zöllen auf Markenmedikamente betroffen sind. Er warnte jedoch: „Es bleibt eine Unsicherheit, ob komplexe Generika und Biosimilars in Zukunft ebenfalls mit Zöllen belegt werden könnten.“ Diese Einschätzung teilt auch Ken Peng, Leiter der Anlagestrategie für Asien bei Citi Wealth. „Hier geht es um Markenmedikamente – das betrifft nicht die Generika, die China und Indien liefern“, so Peng.

Europa im Fokus der neuen Zölle

Die Analysen legen nahe, dass die Zölle hauptsächlich auf europäische Hersteller abzielen. Statistiken untermauern diese Vermutung: Laut Daten von U.N. Comtrade stammten im Jahr 2024 rund 60 % der US-Pharmaimporte aus der Europäischen Union. Irland war dabei mit einem Anteil von 24 % der größte einzelne Exporteur. Die Schweiz, die nicht Mitglied der EU ist, war mit 9 % der zweitgrößte Lieferant weltweit.

Die Situation wird durch bestehende Handelsabkommen verkompliziert. Die EU hat ein Abkommen mit den USA, das einen Zollsatz von 15 % auf Waren, einschließlich Arzneimitteln, vorsieht. Japan hat ebenfalls eine Vereinbarung, die sicherstellt, dass seine Zollsätze nicht höher sind als die anderer Handelspartner wie der EU.

Pharmakonzerne reagieren mit Investitionen in den USA

Um die drohenden Zölle zu umgehen, haben viele globale Pharmakonzerne bereits in diesem Jahr milliardenschwere Investitionspläne in den USA angekündigt. Zu diesen Unternehmen gehören unter anderem AstraZeneca, Roche, Eli Lilly & Co, Johnson & Johnson, Novartis und Sanofi. Der Aufbau neuer Produktionskapazitäten ist jedoch ein langwieriger Prozess. Eine Quelle eines in Taiwan ansässigen Pharmaunternehmens merkte an, dass der Bau und die Zertifizierung einer neuen Anlage in den USA mindestens fünf Jahre dauern könne, ohne mögliche Verzögerungen durch Lieferkettenprobleme oder Arbeitskräftemangel zu berücksichtigen.