Zahnschutz aus der Tube? – Was Biorepair wirklich kann
Viele Menschen greifen zur Zahncreme Biorepair in der Hoffnung, ihre Zähne nicht nur zu reinigen, sondern auch zu reparieren. Die Hersteller versprechen, dass winzige Partikel künstlichen Zahnschmelzes den natürlichen Schmelz nachbilden und so Schutz vor Säuren und Abnutzung bieten. Doch wie zuverlässig ist dieses Versprechen wirklich? Zahnmediziner bleiben skeptisch.
Versprechen: Schutz durch biomimetische Partikel
Täglich putzen wir unsere Zähne – eine Selbstverständlichkeit zur Erhaltung der Mundgesundheit. Biorepair wirbt damit, dabei einen Schritt weiterzugehen: Die enthaltenen Hydroxylapatit-Partikel sollen sich wie eine schützende Schicht auf den Zahnschmelz legen und sogar mikroskopisch kleine Schäden ausgleichen.
Laut Hersteller wirkt das enthaltene Hydroxylapatit „biomimetisch“. Prof. Dr. Ulrich Schiffner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erklärt: „Biomimetisch bedeutet, dass eine Substanz die Struktur biologischer Materialien nachahmt.“ Die in Biorepair enthaltenen Partikel ähneln dem natürlichen Zahnschmelz chemisch wie strukturell – und sollen sich deshalb eng an diesen anlagern.
Was die Wissenschaft dazu sagt
Klingt überzeugend – doch Experten wie Prof. Schiffner mahnen zur Vorsicht. Zwar lässt sich unter dem Mikroskop eine Schicht auf dem Zahn erkennen, ob diese aber tatsächlich den mechanischen Belastungen des Kauens oder der Einwirkung von Säuren dauerhaft standhält, sei nicht wissenschaftlich gesichert.
Der Hersteller verweist zwar auf verschiedene Studien, doch die meisten Untersuchungen wurden nicht unter realen Bedingungen durchgeführt. Stattdessen kamen meist Rinderzähne im Labor zum Einsatz. Eine direkte Übertragung dieser Ergebnisse auf die menschliche Mundhöhle ist aus Sicht der Fachwelt problematisch.
Auch ein Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Gießen äußert Zweifel. In einer Veröffentlichung zur Vorbeugung von Zahnerosionen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass ein Schutz durch Hydroxylapatit nicht belegbar sei. Besonders kritisch sehen die Wissenschaftler die Behauptung, Biorepair könne mikroskopisch kleine Erosionslöcher im Zahnschmelz schließen.
Reparaturversprechen bleibt fraglich
Laut Hersteller verbindet sich der künstliche Zahnschmelz durch die hohe Ähnlichkeit mit dem natürlichen mit der Zahnoberfläche und verschließt winzige Defekte. Doch Zahnexperte Schiffner widerspricht: „Zahnschmelz, der sichtbar verloren gegangen ist, lässt sich nicht einfach wieder auffüllen – das ist kein Loch in der Wand, das man mit Spachtelmasse schließen kann.“
Kritik an fehlendem Fluorid
Ein weiterer Kritikpunkt: Biorepair enthält kein Fluorid – ein Wirkstoff, der seit Jahrzehnten als wirksamer Schutz gegen Karies gilt. Schiffner rät daher sogar ausdrücklich von der Nutzung fluoridfreier Zahnpasta ab. Auch die Gießener Zahnmediziner schließen sich dieser Meinung an und betonen, dass Biorepair keinen kariesvorbeugenden Effekt habe.
Der Hersteller argumentiert, Fluorid sei in der Wissenschaft umstritten, Hydroxylapatit hingegen eine innovative Alternative. Doch diese Sichtweise findet in der Fachwelt kaum Zustimmung. Schiffner verweist auf zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten, die die Wirksamkeit von Fluorid eindeutig belegen.
Chemische Unverträglichkeit als Grund?
Warum verzichtet der Hersteller überhaupt auf Fluorid? Der Grund könnte chemischer Natur sein: Hydroxylapatit reagiert mit Fluorid zu Kalziumfluorid, wodurch beide Stoffe inaktiviert werden. Fluorid würde also die angebliche Reparaturfunktion der Zahnpasta aufheben – ein möglicher Grund, warum man darauf verzichtet.
Fazit: Innovation mit Einschränkungen
Auch wenn Biorepair mit einem vielversprechenden Konzept aufwartet, fehlt bislang der wissenschaftliche Nachweis für viele der Versprechen. Besonders der Verzicht auf Fluorid wird von Fachleuten kritisch gesehen. Wer seine Zähne wirksam vor Karies und Erosionen schützen möchte, sollte deshalb besser auf klassische fluoridhaltige Zahncremes zurückgreifen. Biorepair bleibt damit eher ein ergänzendes Produkt als eine verlässliche Alternative.