Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit einem Segelboot durch eine Schleuse. Plötzlich geht alles schief. Die scheinbar festen Wände rechts und links des Flusslaufes verwandeln sich in Gummi und geben unter dem Druck des Wassers nach. Zwar schließen sich jetzt die Schleusentore hinter ihnen, aber weil sich die Wände ausgedehnt haben, bleibt eine Lücke, durch die Sie mitsamt dem angestauten Wasser wieder dahin auslaufen, wo Sie hergekommen sind.

 Die Schleusentore öffnen sich kurz darauf wieder, der Strom treibt Sie erneut hindurch, doch wegen der Ausbuchtungen ringsum kann das Tor leider immer noch nicht richtig schließen. Folglich driften Sie wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Von nun an schaukelt ihr Schiff in enervierender Gleichmäßigkeit hin und her und langsam wird Ihnen klar – Sie sitzen hier fest.

So etwa ergeht es zumindest dem Anteil Ihrer roten Blutkörperchen, der auf dem Rückweg von der Sauerstoffauslieferung in den rechten Großzeh das Pech hatte, in einer Krampfader zu landen. Erst wenn Sie Ihr Bein hochlegen und die Schwerkraft zu Hilfe nehmen, kann das Blut wieder seinen gewohnten Weg aufnehmen.

Wie entstehen Krampfadern?

Um das sauerstoffarme Blut aus den tiefen Beinvenen wieder zurück zum Herzen zu schieben, muss der Körper gegen die Schwerkraft ankämpfen. Das geschieht zum einen über sogenannte Venenklappen, die verhindern, dass bereits vorangekommenes Blut wieder zurückfließen kann. Zum anderen helfen die Muskeln kräftig mit, die bei jeder Kontraktion auch die Venen zusammenpressen und somit den Blutfluss am Laufen halten.

Nun haben manche Menschen von Natur aus schwache Venenwände, was oft auch mit einem insgesamt schwachen Bindegewebe zusammenhängt. Wenn sich also eine Venenklappe schließt, dehnen sich die Wände der Vene durch den Druck des gestauten Blutes aus, sodass ein kleiner Spalt zwischen den beiden Flügeln der Klappe offenbleibt. Das bedeutet, dass immer ein Teil des Blutes wieder nach unten fließt.

Das Ergebnis sind knotige, verschlungene Adern, die teilweise einen fingerdicken Durchmesser erreichen können. Gegebenenfalls wird etwas Blut in die Peripherie umgeleitet – in oberflächliche Venen, die Kapillaren – und bildet dort sogenannte Besenreiser.

Warum entstehen Krampfadern?

Neben genetischen Dispositionen findet ein solches Szenario oft bei Frauen in der Schwangerschaft statt. Das Hormon Progesteron ermöglicht nicht nur ein Ausdehnen der Bauchdecke, sondern lockert auch Bindegewebs- und Venenstrukturen, die daraufhin gerne ausbeulen.

Auch bei sitzfreudigen Menschen und solchen, die täglich stundenlang fast bewegungslos stehen müssen, kann der Blutrückfluss in den tiefen Venen wegen der fehlenden Unterstützung durch die Muskulatur erschwert sein.

Zu den sekundären Varizen gehören solche, die als Symptom einer Grunderkrankung entstehen. Das kann ebenso eine tiefe Beinvenenthrombose als auch Diabetes sein.

Was sind mögliche Folgen?

Die Auswirkungen unbehandelter Krampfadern dürfen nicht unterschätzt werden. Leicht kann eine Entzündung an der Venenwand entstehen, die die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) begünstigt. Eine solche Thrombose äußert sich in einer druckempfindlichen Verhärtung des betreffenden Venenstrangs, die mit Rötung und Schwellung einhergeht und sogar bis in die tiefen Beinvenen einwachsen kann.

Bei einer über lange Jahre unbehandelten Varize kann es zu einem Venenversagen kommen. Dieses bringt nicht nur eine schmerzhafte Schwellung mit sich, sondern kann aufgrund des mangelhaften Abtransportes von verbrauchtem Blut auch zu bleibenden Hautveränderungen und -schäden führen, die schlimmstenfalls in einem Beingeschwür – auch als Stauungsekzem oder Stauungsdermatitis bezeichnet – gipfeln.

Wann muss ich zum Arzt?

Man muss zunächst unterscheiden zwischen vergleichsweise harmlosen Besenreisern und richtigen Krampfadern. Besenreiser können überall am Körper entstehen und zeichnen sich als ein Gespinst von feinen Äderchen ab, die unter der Haut bläulich schimmern.

Krampfadern treten meistens an den Waden oder der Innenseite der Schenkel auf. Sie können neben dem unschönen Erscheinungsbild schmerzhafte Symptome wie müde, geschwollene Beine, Krämpfe oder ein juckendes Spannungsgefühl der Haut mit sich bringen. Meist nehmen die Beschwerden bei Hitze oder gegen Abend zu und lassen sich durch Hochlagern der Beine vorübergehend lindern.

Am besten lässt sich der Fortgang der Erkrankung aufhalten, indem Sie direkt bei den ersten Anzeichen vertrauensvoll eine geeignete Praxis aufsuchen. Hier kann die Spezialistin oder der Spezialist auf dem Gebiet der plastischen und ästhetischen Medizin eine Operation oft durch einfache und gezielte Maßnahmen vermeiden.

Vergessen Sie nicht, beim Praxisbesuch auf die familiäre Vorgeschichte und etwaige Grunderkrankungen hinzuweisen. Bei dem charakteristischen Aussehen und den passenden Symptomen steht die Diagnose schnell fest. Zur Sicherheit und um tiefliegende Problematiken zu erkennen, wird der behandelnde Arzt im Einzelfall zusätzlich eine Sonografie durchführen und Sie dann mit der passenden Therapie vertraut machen.

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Konservative Maßnahmen

Das bekannteste Mittel, um Krampfadern schonend zu behandeln, ist die Kompressionstherapie mit entsprechenden Strümpfen. Sie pressen die Venen zusammen und verstärken die Wirkung der Muskulatur beim Gehen, um das Blut zügig wieder zum Herzen zurückzuleiten.

Sehr gute Ergebnisse bringen auch Kneippbäder und kühlende Umschläge. Der Effekt ist derselbe wie bei Kompressionsstrümpfen – die Venen ziehen sich wegen der Kälteeinwirkung zusammen, die Durchblutung wird dadurch deutlich verbessert. Begleitend ist eine Venengymnastik unter Anleitung ratsam.

Invasive Maßnahmen

Sollten konservative Mittel nicht ausreichen, um die Beschwerden zu lindern, dann können die betroffenen Venen durch Verödung mit Hilfe von Laser- bzw. Radiowellentherapie oder durch die Injektion eines Verödungsmittels künstlich geschlossen werden. Im Anschluss an derartige Therapieverfahren ist das Tragen von Stützstrümpfen ebenfalls notwendig.

Operative Maßnahmen

Auch wenn die Durchblutung durch konservative und invasive Mittel sehr verbessert und damit schwerwiegenden Komplikationen vorgebeugt werden kann, ändert sich an der bestehenden Optik nichts.

Hier hilft nur, die betreffenden Teilabschnitte der Vene abzutrennen und zu entfernen. Die Operation birgt minimale Risiken und schützt nicht vor dem Entstehen neuer Krampfadern, bringt dafür jedoch den schönen psychologischen Effekt mit sich, endlich wieder Röcke tragen zu können.

Wie kann ich vorbeugen?

Sie können der Entstehung von Krampfadern durch verschiedene Mittel entgegenwirken, die allesamt eines zum Ziel haben: Die Durchblutung zu fördern. Dazu zählen vor allem Ausdauersportarten, gesunde Ernährung und der Verzicht auf einschlägige gesundheitsschädliche Genussmittel. Des Weiteren sollten Sie langes Stehen und Sitzen vermeiden oder zumindest, soweit möglich, einfache Übungen der Venengymnastik in ihren Tagesablauf integrieren. Unterstützen können Sie diese Maßnahmen hervorragend durch Wechselduschen und regelmäßiges Hochlagern der Beine.